In der Presse und vom Herseller wird das schwarze Dressurpferd aus Plastik quasi als Allzweckwaffe gegen Sitzfehler jeglicher Art beschrieben und gehypt. Da ich immer noch ein paar Probleme habe mit den fliegenden Wechseln und diese Probleme auch nicht meinem Superpferd in die Schuhe schieben kann, habe ich große Hoffnungen in den Simulator. Am Stand von Racewood in der Halle 6 angekommen, steige ich über ein Treppchen auf das Pferd. Auf seinem Rücken liegt ein Dressursattel Marke Sitzprotese, aber nicht unbequem. Mir werden kurz die Möglichkeiten und Anzeigen auf dem Bildschirm erklärt: Das Pferd kann versammelten Schritt und Mittelschritt, Arbeitstrab und Mitteltrab, Galopp jeweils rechts und links in Mittel- und versammelten Tempi. Die Frequenz der Schritte ist festgelegt – Schade! Es wäre ja schon toll, wenn man sein eigenes Pferd nachempfinden könnte. Der Schritt ist sehr schaukelig, der Trab weich, mit wenig Schwung nach oben und viel lateraler Bewegung. Der Galopp weich und absolut gerade! Jeweils drei Sensoren zeigen die Schenkellage und Impulse an. Eine Druckmessung unter dem Sattel misst, wie zentral man sitzt und der Zügelzug wird ebenso angezeigt.
Für meinen Sitz zeigt sich, dass ich sehr zentriert sitze, mit minimaler Abweichung nach rechts. Was mich verwundert, ist mein rechtes Bein, das immer wieder Impulse gibt, die ich gar nicht merke bzw. wahrnehme. Hier brauche ich schon einige Minuten der Fokussierung und Übung, bis ich dieses abstellen kann und wahrnehme. Vor der Kontrolle musste hier auch erst die Wahrnehmung geschult werden. Die fliegenden Wechsel auf dem Simulator klappten dann sehr schnell, aber wenn ich da genau drüber nachdenke, drängelt mein Superpferd zuhause auch gerne mal nach rechts weg. Also kann ich schon unterstreichen, dass der Simulator zur Sitzkorrektur brauchbar ist. Auch das Analyseprogramm scheint sehr brauchbar.
Als wir allerdings eine Aufgabe auf dem Viereck reiten wollen, bin ich sehr enttäuscht. Die Lenkung ist sehr zäh und schwer, das Pferd kann sich nicht biegen und reagiert nicht auf Gewichtshilfen. Auch Lektionen lassen sich nicht wie auf einen echten Pferd üben und die Beschreibung wie eine Piaffe zu reiten sei, finde ich mehr als gruselig: Zügelsensoren beidseits auf 20 (normal hatte ich Werte von 1-5) und beide Schenkel beidseits gleichzeitig treibend auf den mittleren Sensor. Da das Pferd wie erwähnt mit sehr viel lateralen Schwung trabt, ist es mir quasi unmöglich gleichzeitig stark genug zu treiben und zu ziehen. Dem Sinn und Hintergrund einer Piaffe entspricht diese Hilfengebung sicherlich in keiner Weise und lernen kann man die Lektion so auch garantiert nicht.
Fazit: Zur Sitzanalyse und Schulung ist der Reitsimulator sicherlich ein sehr geeignetes Tool. Ein großes Plus sehe ich im Tierschutzaspekt! Welches Schulpferd möchte schon gerne eine Stunde galoppieren? Der Simulator lacht da müde drüber, wird nicht lahm und braucht kein Heu. Wirklich reiten lernt man aber leider noch nicht auf dem schwarzen Plastikschulpferd.